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Philipp-Reis-Straße

Dieser Bericht erschien am 15. Mai 2022 im "Dieburger Anzeiger".

Albert LortzingPhilipp ReisJohann Philipp Reis wurde am 7. Januar 1834 in Gelnhausen geboren und starb am 14. Januar 1874 in Friedrichsdorf (Taunus). Durch den frühen Tod der Eltern wurde er mit 9 Jahren Waise und von seiner Großmutter Susanne Fischer erzogen. Er besuchte die Gelnhäuser Bürgerschule, ging aber schon 1845 nach Friedrichsdorf, wo er Schüler des Instituts Louis F. Garnier wurde. Mit 14 Jahren wechselte er zum Hasselschen Institut in Frankfurt.
1850 begann er eine kaufmännische Lehre in Frankfurt und besuchte eine Handelsschule. Reis war naturwissenschaftlich interessiert und wurde 1851 Mitglied beim Physikalischen Verein in Frankfurt. Schon im folgenden Jahr beschäftigte er sich mit der Sprachübertragung durch elektrischen Strom.
Einige Jahre später wurde Reis in Friedrichsdorf von Direktor Garnier als Lehrer für Französisch, Physik, Mathematik und Chemie an dessen Lehrinstitut eingestellt. Er heiratete 1858, erwarb ein Haus in Friedrichsdorf und beschäftigte sich in seiner Freizeit mit Mechanik und Elektrotechnik. Für seinen Unterricht baute er anschauliche Modelle, darunter den Nachbau einer Ohrmuschel. Diese war der Ausgangspunkt für seine Entwicklung der elektrischen Sprachübertragung. Bei seinen Arbeiten von 1858 bis 1863 erfand er das Kontaktmikrofon.
Das Mikrofon bestand aus einem Schalltrichter, der mit einer Membran bespannt war. Diese Membran besaß ein Platinplättchen, das von einem am Gehäuse befestigten Platinstreifen ganz leicht berührt wurde. Über diesen Kontakt und einen weiteren Widerstand floss Gleichstrom. Wenn die Membran besprochen wurde, begann sie zu schwingen. Das führte dazu, dass der Kontakt den Schallwellen folgten und damit eine Stromänderung verursachte. Damit hatte Philipp Reis das Kontaktmikrofon erfunden, das als Kohlemikrofon bis in die siebziger Jahre verwendet wurde. Die Qualität der Sprachübertragung mit dem Reis‘schen Kontakt-Mikrofon war bescheiden, aber die Sprache war zu verstehen. Musik war besser zu übertragen. Damit seine Zuhörer wirklich nur das verstanden, was auch gesagt wurde, verwendete Reis bei seinen Vorträgen und Demonstrationen oft unsinnige Sätze wie „Das Pferd frisst keinen Gurkensalat“.

Als Empfänger oder Lautsprecher umwickelte Reis eine Stricknadel mit einer Drahtspule. Die Nadel begann durch den Mikrofonstrom zu schwingen. Zur Schallverstärkung wurde die Nadel in ein Holzkästchen mit Resonanzboden gesetzt. Seine Erfindung nannte er „Telephon“, ein Begriff, der weltweit übernommen wurde.
Reis ließ sein Telefon in größeren Mengen von einem Frankfurter Mechaniker bauen und verkaufte die Geräte international als physikalische Demonstrationsobjekte. Damit wurde Reis zwar weltweit bekannt, einen größeren wirtschaftlichen Nutzen hatte er jedoch nicht. In Deutschland hielt man das „Telephon“ für eine Spielerei, eine wissenschaftliche Anerkennung blieb ihm versagt. Eine praktische Anwendungsmöglichkeit im Alltag sah man weder bei Telegraphenherstellern oder -verwaltungen.
1875 experimentierte Alexander Graham Bell in Washington mit einem Telefonmodell von Reis. Am 14. Februar 1876 meldete Bell in Boston eine eigenständige Konstruktion zum Patent an und hatte großen wirtschaftlichen Erfolg damit.
Erst 1881, als in den USA bereits fast alle Städte mit über 15.000 Einwohnern ein Telefonnetz besaßen, wurde in Berlin die erste Fernsprechvermittlungsstelle in Deutschland mit acht Teilnehmern versuchsweise in Betrieb genommen.

Quellen: Deutsches Historisches Museum, Berlin, CC BY NC SA 4.0
Museum für Kommunikation Frankfurt
wikipedia.org/wiki/Philipp_Reis
(Quelle: https://www.deutsche-biographie.de